Die Würde des Lebens, also alles Lebendigem, ist unantastbar
Die Gesetzgebung „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ ist richtig, aber unvollständig und unmöglich umzusetzen, weil sie die Verbundenheit alles Lebendigen missachtet. Sie muss daher lauten: „Die Würde des Lebens, also alles Lebendigem, ist unantastbar.“
Alles Lebendige ist zunächst keinem Urteil unterworfen. Es ist unmöglich dem Leben einen Wert zuzuschreiben. Denn das bedeutete, ihn dem Vergleich auszusetzen, was dazu führte, ihn gegenüber anderem einen höheren oder niedrigerem Wert, gemäß eines subjektiven Urteils, zu unterwerfen.
Doch Tatsache ist, dass das Leben weder gut noch schlecht, weder besser noch geringer ist – das Leben ist. Der Sinn des Lebens ist, zu leben. Und der ursprünglichste Ausdruck des Lebens ist die Liebe – diese urteilt nicht. Am Leben zu Sein und damit in der Lage zu sein zu lieben, ist in sich bereits der höchste Wert, der keinen Maßstab, keinen Vergleich kennt.
Diese Anerkennung des Lebendigen als das, was es ist, bedeutet die Würde, die allein in der Existenz innewohnt, anzuerkennen. Und in der Liebe kommt diese Anerkennung der Würde zum Ausdruck. Liebe urteilt nicht und sie hegt keine Erwartungen. Liebe nimmt das Leben an, wie es ist. Liebe ist Akzeptanz.
Indem ich den anderen in seiner Würde, die ich aus der Tatsache, lebendig zu sein, anerkenne, löse ich mich von Verurteilungen und Erwartungen und versetze mich selbst dazu in die Lage, ihn zu lieben und mein ureigenstes Bedürfnis nach Verbundenheit zu erfüllen.
Wer stattdessen Erwartungen hegt und damit Urteile pflegt, der tastet die Würde des anderen an – und dies verletzt die eigene Würde. Denn ob die Verbundenheit in Liebe spürbar wird oder nicht, sie ist eine Tatsache, weil sie Wesen des Lebens selbst ist. Und über diese Verbundenheit sorgt die Verletzung der Würde des anderen immer auch für die Verletzung meiner eigenen Würde.
Zu leben bedeutet, dieses so anzunehmen, als das es ist und sich an der daraus frei gesetzten Liebe zu nähren. Das Leben anzunehmen, bedeutet sich selbst und andere anzunehmen, sich selbst und alles Lebendige. Wir haben die Freiheit uns zu entscheiden, das Leben anzunehmen, die Würde alles Lebendigen anzuerkennen, und damit uns selbst anzuerkennen – oder nicht.
Doch nur die Anerkennung führt zur Unantastbarkeit. Solange auch nur ein einziges Lebendiges in seiner Würde nicht anerkannt wird, ist niemandes Würde unantastbar. Denn dass alles Lebendige miteinander verbunden ist, ist eine Tatsache. Und die Liebe entspringt dieser Verbundenheit, sie ist ihr Ausdruck.
Das ist es, was die Bedeutung hinter einem Leben in Würde ausmacht.
[…] Würde alles Lebendigem resultiert in Sicherheit, stärkt die achtsame Haltung und Verbundenheit und fördert […]