Bildung ist nicht konsumierbar – Ein kurzer Kommentar

Bildung ist nicht konsumierbar – Ein kurzer Kommentar

29. Juni 2022 1 Von Madita Hänsch

Wann haben wir damit begonnen, Bildung als ein Konsumgut zu betrachten? An welchem Punkt wurde der Mensch zu einer Ressource? Wann entwickelte sich das Subjekt zu einem Objekt?

Sicher ist es schwer, die Anfänge dieses Netzwerks an Überzeugungen zurückzuverfolgen, doch dass es da ist, ist unübersehbar. Ist es deshalb auch wünschenswert? Wollen wir, als Menschen, auch als Ressourcen bezeichnet werden? Ist dies nun die Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens? Nämlich der Wirtschaft zu Nutze zu sein?

Ich weiß nicht, wie es anderen bei diesem Gedanken geht, aber in mir sträubt sich alles dagegen. Alles in mir schreit: das ist nicht richtig! Das bin ich nicht!

Und doch wird es mir von den Strukturen, die unsere Gesellschaft aufgebaut hat, vermittelt. Schon immer haben wir uns selbst in Kategorien eingeteilt. So arbeitet unser Gehirn, so ist unsere Natur. Wir sind Kinder, Eltern, Schüler:innen, Arbeitnehmer:innen, Arbeitgeber:innen, Kund:innen, Versicherungszahler:innen usw. Es ist nichts Schlimmes daran, zu kategorisieren. Damit machen wir uns das Leben einfacher. Doch an welchem Punkt ist die Grenze erreicht? Wann führt die Vereinfachung zur Entmenschlichung?

Unsere Fähigkeit des lebenslangen, sozialen Lernens hat uns an die Spitze der Evolution gebracht. Lebenslanges Lernen ist Teil des Begriffskonstrukts „Bildung“. Wir werden nicht gebildet, wir bilden uns selbst. Wir bilden uns nicht allein durch das Erlernen von Wissen. Bildung entsteht aus der Reflexion des Wissens. Dies geschieht in uns und ist ein höchst individueller Prozess.

Ist Bildung konsumierbar? Wir können Wissen konsumieren. Wir können das Wissen, das uns Lehrende anbieten, konsumieren. Der Konsum von Wissen allein macht uns deshalb nicht gebildet. Er macht uns nur wissend. Das Internet ist auch wissend. Ist das Internet auch gebildet?