Neues Modell zum Raum der Potenzialentfaltung
Modelle sind stets Vereinfachungen und können der Komplexität der Realität nicht gerecht werden. Aber sie helfen dem Forschenden, bei seiner Suche nach Antworten, erste Erkenntnisse zu visualisieren. In diesem Sinne ist auch dieses Modell eine Vereinfachung bzw. Visualisierung erster Erkenntnisse. Die Frage, die diesem Modell vorausgeht, lautet: Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit der Mensch sich frei entfalten kann?
Dies ist eine sehr umfassende Frage und das Modell dient der Annäherung zur Antwort.
Das Modell basiert auf dem Konzept der vier Quadranten nach Ken Wilber (vgl. Wilber, Ken (2001): Ganzheitlich handeln – Eine integrale Vision für Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Spiritualität. Arbor Verlag.). Er entwickelte eine Theorie der integralen Sichtweise auf die Wirklichkeit. Das heißt, eine Theorie von Allem, die versucht Materie, Körper, Geist und Seele des Ich zu umfangen, wie es sich in der Kultur und Natur manifestiert: Die vier Quadranten.
„Ein individuelles oder subjektives Bewußtsein existiert jedoch nicht in einem Vakuum; kein Subjekt ist eine Insel für sich. Das individuelle Bewußtsein ist unauflöslich vernetzt mit dem objektiven Organismus und Gehirn (Oben-Rechts-Quadrant (ORQ)), mit der Natur, mit Gesellschaftssystemen und Umwelt (Unten-Rechts-Quadrant (URQ)) und mit kulturellen Rahmenbedingungen, gemeinsamen Werten und Weltanschauungen (Unten-Links-Quadrant (ULQ)).“
Wilber, Ken (2001): Ganzheitlich handeln – Eine integrale Vision für Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Spiritualität. Arbor Verlag. S. 63
„Alle vier Quadranten mit all ihren Wirklichkeiten stehen in Wechselwirkung miteinander und entwickeln sich gemeinsam – sie ‚tetra-interagieren‘ und ‚tetra-evolvieren‘ -, und ein integraler Ansatz muß diese reich strukturierten Muster unbegrenzter Interaktion berücksichtigen.“
Wilber, Ken (2001): Ganzheitlich handeln – Eine integrale Vision für Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Spiritualität. Arbor Verlag. S. 66
„Noch einfacher ausgedrückt, bezeichne ich dieses Modell als ‚holonisch‘. Wie wir gesehen haben, ist ein Holon ein Ganzes, das ein Teil von anderen Ganzen ist. Ein ganzes Atom ist Teil eines ganzen Moleküls; ein ganzes Molekül ist Teil einer ganzen Zelle; eine ganze Zelle ist Teil eines ganzen Organismus. Die Wirklichkeit setzt sich weder aus Ganzen noch aus Teilen zusammen, sondern aus Ganzes/Teilen oder Holons. Die fundamentalen Entitäten in allen Quadranten, Ebenen und Linien sind einfach Holons […].“
Wilber, Ken (2001): Ganzheitlich handeln – Eine integrale Vision für Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Spiritualität. Arbor Verlag. S. 66f
In jedem Quadranten verbergen sich Grundbedürfnisse, die jedem Menschen gemeinsam sind:
Das Bedürfnis in Würde zu leben.
Das Bedürfnis in Sicherheit und Vertrauen zu leben.
Das Bedürfnis in Verbundenheit zu leben.
Das Bedürfnis in Resonanz zu leben.
Die These lautet, dass wenn diese Grundbedürfnisse adäquat beantwortet werden, der Mensch frei ist, sein Potenzial zu entfalten.