Kita St. Petrus entwickelt ein neues Bildungskonzept

Nach der gelungenen Zusammenarbeit an dem Projekt „Kinderbilderbuch Martin“ (s. u.), engagierte mich die Leitung der Kita St. Petrus Ende letzten Jahres erneut, um sie bei der Entwicklung eines neuen Bildungskonzepts zu unterstützen.

Im ersten Schritt entwickelt das Team mit meiner Hilfe ein neues Leitbild (Studientage 1 bis 4).

Im zweiten Schritt helfe ich dem Team dabei, ihre 7+1 Module weiterzuentwickeln (Studientag 5).

Schritt drei befasst sich mit der Formulierung der pädagogischen Haltung des Teams (Studientag 5).

Im vierten und fünften Schritt sind die Raumgestaltung (Studientag 6) und organisatorische Strukturgebung der Kita (Studientag 7) im Vordergrund. Im Anschluss an den 7. Studientag wird das Konzept schriftlich ausformuliert.

Und im letzten Schritt befassen wir uns mit den erforderlichen Materialien und Methoden.


1. Studientag – „Die sieben Prinzipien des Leonardo da Vinci“

Agenda:

a) Gemeinsame Definition für den Bildungsbegriff finden.

b) Definition der einzelnen Rollen von Eltern, Erzieher*innen und Kind sowie ihre Beziehung zueinander erarbeiten.

c) Einführung in das Thema „Die sieben Prinzipien des Leonardo da Vinci.

d) Alle vorher genannten Bausteine in einem gemeinsamen Bildungsverständnis festhalten.

Ablauf (Übersicht):

a) Einführung in das gesamte Projekt.

b) Rollenverständnis formulieren.

c) Persönliches Bildungsverständnis formulieren.

d) Schwerpunkte im Rollenverständnis und im persönlichen Bildungsverständnis für gemeinsames Bildungsverständnis setzen.

e) Gemeinsames Bildungsverständnis festhalten.

f) Leonardo-Brücke bauen.

g) Einarbeitung und Diskussion über „Die sieben Prinzipien des Leonardo da Vinci“.

h) Integration der Prinzipien in die 7+1-Module der Kita – Entwurf erstellen.

Die Leonardo-Brücke

Ergebnisse: Die Mitarbeiterinnen besaßen am Ende des Tages eine jede*r eine Formulierung ihres persönlichen Bildungsverständnisses und ihres Rollenverständnisses in der Konstellation Eltern-Kind-Erzieher. Als Team haben sie sich die ersten Absätze für ein gemeinsames Bildungsverständnisses erarbeitet und eine Sammlung an Ideen zur Integration der Prinzipien in die Module der Kita (auf die sie später aufbauen können).


2. Studientag – „Nachhaltigkeit“

Agenda:

a) Einführung in das Thema.

b) Integration des Themas in die Module der Kita.

c) Qualitätskriterien für eine nachhaltige Kita entwerfen.

d) Weiterentwicklung des gemeinsamen Bildungsverständnisses.

Ablauf (Übersicht):

a) Rückblick.

b) Begriffsdefinition „Nachhaltigkeit“.

c) Globale Probleme aufdecken.

d) Lösungsansätze für globale Probleme diskutieren.

e) Qualitätskriterien für eine nachhaltige Kita entwerfen.

f) Upcycling erproben.

g) Gemeinsames Bildungsverständnis weiterentwickeln.

Upcycling

Ergebnisse: Am Ende des Tages hatte das Team eine Liste an Qualitätskriterien für eine nachhaltige Kita entworfen (worauf sie später aufbauen können) und ihr gemeinsames Bildungsverständnis weiterentwickelt.


3. Studientag – „Ernährung“

Agenda:

a) Verknüpfung der drei Themen aller bisherigen Studientage.

b) Saisonkalender für die Kita erstellen.

c) Projektwochen entwerfen.

d) Gemeinsames Bildungsverständnis weiterentwickeln.

Ablauf (Übersicht):

a) Rückblick und Einführung.

b) Impulsvortrag: Ernährung systemisch gedacht.

c) Ausschnitt Dokumentation „Sustainable“.

d) Saisonkalender erstellen.

e) Brainstorming Themenfelder zu Ernährung in der Kita.

f) Projektwochen entwerfen.

g) Gemeinsames Bildungsverständnis weiterentwickeln.

Ergebnisse: Das Team hat die bisherigen Ergebnisse aus den drei Studientagen miteinander verknüpfen können, neue Impulse für das Thema „Ernährung“ erhalten, einen Saisonkalender für die Kita erstellt, Projektwochen entworfen und große Motivation und Diskussionsbedarf für eine weitere Vertiefung der Arbeit mit diesem Thema erkannt.


4. Studientag – „Christliche Bildung für nachhaltige Entwicklung“

Agenda:

a) Religionspädagogik auf das Thema Nachhaltigkeit anweden.

b) Die Theorie der Emotionalen Intelligenz nach Daniel Goleman kennenlernen.

c) Den Kreis schließen und alle vier Themenbereiche miteinander in einem Gesamtbild verknüpfen.

d) Das gemeinsame Bildungsverständnis fertigstellen.

Ablauf (Übersicht):

a) Gemeinsame Andacht.

b) Impulsvortrag: Emotionale Intelligenz nach Daniel Goleman.

c) Rückblick auf die letzten drei Studientage und Zusammenfassung.

d) Einzelarbeit: Entwerfe ein Gesamtbild für das gemeinsame Bildungsverständnis.

e) Gruppenarbeit: Gestaltet ein Gesamtbild für das gemeinsame Bildungsverständnis.

f) Präsentation der Bilder.

g) Diskussion: Wie soll das Endergebnis für ein Bild des gemeinsamen Bildungsverständnisses aussehen?

h) Diskussion: Wie formulieren wir den letzten Absatz des gemeinsamen Bildungsverständnisses?

Ergebnisse: Das Team hat die Theorie der Emotionalen Intelligenz nach Daniel Goleman kennengelernt. Sie haben ein Gesamtbild erstellt, in dem sie alle bisherigen Bausteine des gemeinsamen Bildungsverständnisses bildlich darstellen. Das Bildungsverständnis haben sie anschließend fertig formuliert.


5. Studientag – „Freies Spiel und Konzeptionierung“

Agenda:

a) Das Konzept „freies Spiel“ vertiefen

b) Die 7+1 Module mithilfe des Konzepts vom freien Spiel weiterentwickeln

c) Die pädagogische Haltung des Teams entwerfen

Ablauf (Übersicht):

a) Meditation

b) Rückblick auf die letzten Studientage

c) Erinnerungen: Wie viel freies Spiel gab es in der eigenen Kindheit?

d) Gegenwart: Welche Wertigkeit besitzt das freie Spiel heute?

e) Impulsvortrag: Die Bedeutung des freien Spiels für die kindliche Entwicklung

f) TED-Talk Gabriele Pohl

g) Diskussionsrunde: Wie steht ihr zu dem Konzept des freien Spiels?

h) Gruppenarbeit: Betrachtet die 7+1 Module und überlegt, inwiefern das freie Spiel die unterschiedlichen Kompetenzbereiche fördert. Welche Aufgaben ergeben sich daraus für euch als Erzieher*innen? Welche pädagogische Haltung nehmt ihr ein?

i) Präsentation Gruppenarbeit

j) Abschlussdiskussion

Ergebnisse: Das Team machte sich aus den eigenen Erfahrungen (Erinnerungen der Kindheit) bewusst, welche Bedeutung das freie Spiel für die Entwicklung des Kindes hat. Sie stützten diese Annahme dank des Impulsvortrags und TED-Talks von Gabriele Pohl auf fundierte Erkenntnisse der Wissenschaft. Dieses Konzept für sich nutzend, entdeckten sie unterschiedliche Möglichkeiten, die anspruchsvolle Förderung verschiedenster Kompetenzen im Kitaalltag zu integrieren – und nur punktuell konzentriert im Wochenplan zu organisieren. Davon ausgehend entwarfen sie ihre pädagogische Haltung als Team der Kita St. Petrus, indem sie sich selbst Aufgaben stellten, die sich aus ihren gemeinsamen Zielen ergeben.


6. Studientag – „Raumgestaltung“

Der sechste Studientag mit dem Team der Kita St. Petrus konnte nach einer weiteren langen, Corona-bedingten Pause am 20. März digital stattfinden. Das Team erhielt spannende Impulse aus der REGGIO-Pädagogik und dem Konzept Werkstatt-Kitas des ASB.

Das Team wurde sich seiner individuellen Potenziale bewusst, indem wir über ihre Fähigkeiten und Hobbies sprachen, die sie außerhalb ihres beruflichen Kontext anwenden. Davon ausgehend gestalteten zunächst jede*r für sich einen pädagogischen Funktionsraum im Sinne der Werkstatt-Kitas und erhielten später die Gelegenheit, in ihren angestammten Teams die für den Neubau geplanten Gruppenräume virtuell einzurichten. Dazu nutzten wir das OER „Miroboard“. Im Anschluss an die kreativen Phasen kamen sie in einer großen Reflexionsrunde zusammen. Was haben sie heute gelernt? Welche Erkenntnisse kamen ans Licht? Hier wurde deutlich, dass sie sich gut mit der REGGIO-Pädagogik identifizieren können. Die Vorfreude auf die Gestaltung der neuen Kita wurde neu entfacht. Außerdem erwuchs aus diesem Studientag die Motivation, beim nächsten Workshop gemeinsam das Konzept „rund zu machen“ und die alten mit den neuen Methoden zu verknüpfen bzw. alte zu verwerfen und neue zu ergänzen.

Der gesamte Studientag fand über Zoom statt. Um dennoch Verbundenheit herzustellen, starteten wir mit einer Meditationsübung. Außerdem bestand während der großen Kaffeepause und im Anschluss an die Veranstaltung die Möglichkeit, im virtuellen Pausenraum (wonder.me) zusammenzukommen. Am Ende bestätigten das Team, dass sie sich wohl und „gut aufgehoben“ gefühlt haben.


7. Studientag – „Konzept und Module“

Auch der siebte Studientag fand online über Zoom statt. Um die Workshop-Reihe zu einem Abschluss zu bringen, sollten die bisher erarbeiteten Elemente in Beziehung zueinander gebracht und zu einem Gesamtbild zusammengefügt werden.

Dazu starteten wir nach einer einführenden Meditation mit dem 4D-Mapping der Elemente (inspiriert von www.presencing.org). Auf einem Miroboard war für jedes Team eine Frame vorbereitet gewesen, der alle bisher bearbeiteten Elemente enthielt, die Teil des Gesamtkonzepts sind. Genannt waren zum Beispiel „Eltern“, „Kind“, „Das Dorf“, „Module“, „British Curriculum“, usw. Die Teams ließen dabei ihrer Kreativität freien Lauf, um die Zusammenhänge zu visualisieren. Hier zwei Beispiele:

Den Hauptteil des Tages bildete eine intensive Gruppenarbeit in drei Schritten. Im ersten Schritt befassten sich die Teams mit einer groben Kitajahresplanung. Im zweiten fokussierten sie eine Woche des Kitajahres und planten diese detaillierter. Rahmen bildeten hier nur die Öffnungs- und Essenszeiten. Der letzte Schritt sah die Planung eines einzelnen Zeitfensters dieser fokussierten Woche vor: Welche Methode und welche Materialien? Trotz der vielfältigen Wochenplanungen, die dabei entstanden (von keinerlei geplanter Vorgabe bis hin zu durchstrukturierten Abläufen), verfolgten inzwischen alle Teams eine gemeinsame Linie für die ganzheitliche Integration der 7+1-Module in den Kitaalltag. Um zwei Stimmen aus der abschließenden Reflexionsrunde zu zitieren:

„Die Module begegnen uns im Bildungsauftrag.“

„Wir sind nicht diejenigen, die den Kindern die Welt erklären, sondern wir begleiten sie bei ihrer Entdeckungsreise.“

„Es liegt noch viel Arbeit vor uns.“